Relaisfunkstellen

Digital - ist das besser als analog?
Nein.

Dann hätte man also alles analog lassen sollen, wenn digital keine Verbesserung bedeutet?
Nein.

Das digitale Zeitalter, man spricht auch von der vierten industriellen Revolution, bringt gewaltige Veränderungen mit sich. Alle Lebensbereiche sind durchdrungen vom Digitalismus, das Internet der Dinge macht die Runde, weitreichende Veränderungen in der Produktion sollen anstehen. Basierend auf der Computer- und Informationstechnologie stehen wir vor gewaltigen Herausforderungen.
Das Hobby Amateurfunk war in früheren Jahren innovativ an Entwicklungen in der Kommunikationstechnologie beteiligt; aus den Reihen junger Funkamateure erwuchsen tatkräftige Ingenieure, umgekehrt befassten sich hauptberuflich technische „Hochkaräter“ mit dem Amateurfunk. Diese „Gemeinde“ ist in die Jahre gekommen. Zeitgleich hat sich gesellschaftlich ein Trend gefestigt, weg von den Naturwissenschaften. Mathematik und Physik gelten als uncool. Zeitgleich wird jedoch, gerade von jungen Menschen, so viel Computer- und Unterhaltungselektronik „konsumiert“ wie nie zuvor. Warum stellen sich junge Menschen heute nicht mehr die Frage: Wie funktioniert das? Wo ist die Neugier geblieben, hinter die Technik zu schauen, zu begreifen, der Durst nach Wissen? Ohne Nachwuchs in Forschung, Wissenschaft und Technik wird es, zumindest in Deutschland, keine Zukunft für Erfindungen in der Hochtechnologie geben. Die Musik spielt dauerhaft „anderswo“.
Selbst unter Funkamateuren kommt der Vorwurf, sich ein digitales Funkgerät, ja gleich eine ganze Relaisfunkstelle zu kaufen sei kein Amateurfunk mehr. Proprietäre Systeme werden gegeißelt. Die Tatsache, dass der digitale Sprechfunk keine Erfindung des Amateurs ist, als Abwehrargument.
Ja, früher hat man die Relais selber gebaut - von Grund auf. Ja, auch Sender und Empfänger wurden eigenentwickelt. Man konnte wahrlich stolz auf sein eigenes Schaffen sein.
Es ändert aber nichts: Die Geräte, kommerzieller Fertigung, wurden immer kleiner,technisch immer raffinierter. Auch „analoge“ Zeitgenossen besaßen „damals“ schon diese Japaner...
Fakt ist, dass man die Hardware in handlicher Form nicht mehr selber bauen kann, ohne die eigenen Ansprüche drastisch zu reduzieren. Und das gilt erstrecht für die Digitaltechnik. Heute erwirbt man ein Digitalfunkgerät und schraubt nach wie vor daran herum - nur eben nicht mit dem Schraubendreher und Lötkolben sondern mit einer veränderten Software. Software ist das Thema, wohin man schaut. Software-definiertes-Radio. Der „Bastler“ der neuen Zeit kommt um Programmierkenntnisse nicht herum. So hat sich eben auch der Amateurfunkdienst gewandelt - ohne dass man behaupten kann, dass digitaler Sprechfunk besser ist, größere Reichweite hat, gar überlegen ist. Es gibt Vorteile, wenn auf einer Frequenz geringerer Bandbreite sogar mehr Gespräche zur gleichen Zeit abgewickelt werden können, gleichzeitig sogar noch Daten in Form von Textinformationen parallel übermittelt werden. Die kommerzielle Technik hat den Amateur längst überrollt. Es gilt nun, dem Stand der Technik, man beachte die Regeln des Hamspirit, wieder auf den Zahn zu fühlen. Die satten Jahre, in denen die Old Men von sich sagten, sie seien „technikbegeistert“ und „innovativ“ und darüber gar nicht bemerkten, dass man auch eine Amateurfunkstation stets auf dem Stand der Technik halten muss, brachten eben auch einen Rückstand mit sich. Wer heute noch darauf beharrt, dass sein analoges Handfunkgerät keine Subaudio-Töne „kann“ und man deshalb Relaisfunkstellen nicht mit CTCSS ausrüsten „darf“, sollte eigentlich nicht mehr die Geschicke des Amateurfunks beeinflussen, sofern eine gewisse Einsicht dämmert. AM, FM, SSB; ja, eine heimelige Überschaubarkeit.

Moderne Relaisfunkstellen sollen wieder die Lust auf Technik entfachen. Nehmen wir die moderne Mobilfunktelefonie: GSM ist schon bald out - ein Zeitmultiplexverfahren mit, immerhin 8 Zeitschlitzen. Die Politik „feiert“ den Einzug eines uralten TETRA mit sage und schreibe 4 Zeitschlitzen bei den deutschen BOS.

Heute lernen Funkamateure diese TDMA - Verfahren mit 4QAM, 16 QAM ... für „unsere“ Zwecke umzufunktionieren und zu optimieren. DMR, oder auch 4-FSK Multiplex mit zwei Zeitschlitzen. Ebenfalls 4-FSK, aber Frequenzmultiplex das System Fusion, analogen mit digitalem Sprechfunk kombinieren - C4FM. D-Star, FDMA in GMSK...

Brauchen wir also digitale Amateurfunk-Relais ?
Ja.
Denn die Zukunft findet auch ohne Funkamateure statt; mit ihnen wäre es aber schöner.